20 Uhr. Der Gong. Die Fanfare. Eine Stimme: "Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau". Karl-Heinz Köpcke, Dagmar Berghoff oder Jan Hofer hinter dem Sprecherpult: "Guten Abend, meine Damen und Herren." Ein Ablauf, seit nunmehr 60 Jahren kaum verändert und zum Ritual geworden. Bis zu zwölf Millionen Menschen versammeln sich allabendlich vor dem Fernseher. Ungeteilte Aufmerksamkeit für die Tagesschau auch bei der Senderkonkurrenz: Das Abendprogramm der meisten Fernsehprogramme beginnt erst, wenn die Nachrichten im Ersten vorbei sind. Wohl keine andere Sendung ist so bekannt und so prägend für die Information der Zuschauer wie die Tagesschau. Nachrichten solle sie schauen, sagt der Vater seiner zwölfjährigen Ulrike, das sei wichtig. Brav schaltet das Mädchen aus Nordrhein-Westfalen jeden Abend die Tagesschau ein und sagt ihrem Vater: "Die Sprecher begrüßen immer nur die Damen und Herren, nie uns Kinder." Ermutigt vom Papa schreibt Ulrike Knospe an die Redaktion in Hamburg. Ihr Brief ist am 7. September 1978 die erste Meldung der Sendung. Sprecher Wilhelm Wieben eröffnet den Zuschauern, heute beginne die Tagesschau mal "ungewöhnlich", eben mit diesem Brief. Denn der habe dazu geführt, dass die Tagesschau-Sprecher und -Sprecherinnen zukünftig nur noch "Guten Abend" sagen, ohne den Zusatz "meine Damen und Herren". Die Geschichte von Ulrike Knospe und das kürzlich geführte Interview mit ihr sind zwei von vielen Höhepunkten in der Sendung "Es ist 20 Uhr - Ihre Highlights aus 60 Jahren Tagesschau". Auf tagesschau.de haben Zuschauerinnen und Zuschauer in insgesamt fünf Kategorien über ihre Favoriten abgestimmt: In den "weltbewegenden Tagen" etwa geht es um die Berichterstattung der Tagesschau über geschichtsträchtige Ereignisse wie den 11. September 2001, den Mauerfall oder das Grubenunglück in Lengede. Autor Dominique Ziesemer hat dafür hunderte Stunden Archivmaterial gesichtet. In dem Film blicken Sandra Maischberger, Peer Steinbrück, Wolfgang Schäuble, Günther Jauch, Campino, Dieter Nuhr und andere Prominente gemeinsam mit den Zuschauerinnen und Zuschauern zurück auf die bewegte Geschichte der Tagesschau, die auch ein Teil der deutschen Geschichte ist. Tagesschau-Chefsprecher wie Dagmar Berghoff oder Jan Hofer erzählen Geschichten aus der Redaktion. Übrigens: Die aufgrund des Briefes der kleinen Ulrike eingeführte "Guten Abend"-Begrüßung überdauerte gerade mal 36 Tage. Sie wirkte allzu knapp und unpersönlich.