Die großen Kriminalfälle-Der Mörder und sein Sohn

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Sie müssen grauenvoll gewesen sein – die letzten Minuten im Leben des Jakub Fiszman. Der Obduktionsbericht vermerkt, dass das Opfer mit einem stumpfkantigen Gegenstand auf den Kopf und das Genick geschlagen wurde, ein qualvoller Tod irgendwo in einem Waldstück bei Reckenroth im Taunus. Es ist der 3. Oktober 1996. Zwei Tage zuvor haben Maskierte den 40-jährigen Jakub Fiszman auf dem Firmengelände seines Exportgeschäfts in Eschborn entführt. Die Gangster verlangen 3,5 Millionen DM Lösegeld, das kann Fiszman noch telefonisch mitteilen und dass er in einem Keller gefangen gehalten werde. Einen Tag später erhöhen die Entführer: vier Millionen. Das Geld wird auf einem stillgelegten Parkplatz der A 3 hinterlegt und auch abgeholt, aber die Täter entkommen.
Als Jakub Fiszman nicht wie angekündigt sofort freikommt, folgt eine der größten Suchaktionen: Tornados der Bundeswehr, ausgestattet mit Wärmebildkameras, jagen über die Waldgebiete um Frankfurt. Bereitschaftspolizei, Hundestaffeln und Hubschraubern sind im Einsatz. Erfolglos. Erst als die Polizei Tage später das fast unberührte Lösegeld, in einem Wiesbadener Vorgarten vergraben, entdeckt, gerät ein Mann in Verdacht, der alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist: Rainer Körppen, ein Malermeister aus Langen bei Frankfurt. Er und sein 26-jähriger Sohn Sven kommen sofort in Untersuchungshaft. Die Täter scheinen dingfest gemacht; vom Opfer jedoch fehlt jede Spur. Erst ein Hinweis von Sven Körppen führt die Polizei schließlich zu Jakub Fiszmans Leiche unter Erde und Fichtenzweigen verscharrt.
Der brutale Mord am Sohn eines Überlebenden des Holocaust ruft bei vielen jüdischen Deutschen alte Ängste wach und sorgt in der Bevölkerung für besondere Teilnahme. Außerdem war die Familie bereits 1991 Opfer einer Entführung. Damals wurde ein Neffe Fiszmans und dessen Schulfreundin verschleppt. Die Kinder konnten zwar ohne Lösegeldzahlung freikommen, aber der Fall wurde nie aufgeklärt. Dennoch gab es schon damals einen Verdächtigen: Rainer Körppen. Aber damit nicht genug: Auch die Entführung eines Offenbacher Unternehmers, der erst gegen Zahlung von zwei Millionen DM wieder freikam, wurde ihm angelastet. Eine Familienbande mit einem langen Vorstrafenregister. Mord und Totschlag waren auch dabei. In einem Aufsehen erregenden Prozess werden Rainer Körppen und sein Sohn Sven schließlich zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Obwohl Rainer Körppen bis zum Schluss jede Tatbeteiligung bestritt, konnte kein entlastendes Indiz gefunden werden. Rainer Körppen wird schließlich, schwer belastet durch das Geständnis seines Sohnes, wegen Mordes und erpresserischen Menschenraubs zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Wegen der besonderen Schwere der Schuld ordnet das Gericht Sicherheitsverwahrung an – das höchste Strafmaß, das nach deutschem Recht verhängt werden kann. Sein Sohn erhält zwölf Jahre Freiheitsstrafe. Aber hätten seine Verbrechen nicht schon früher verhindert werden können?

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