Volksnähe gehört nicht gerade zu den hervorstechendsten Merkmalen der deutschen Bundeskanzlerin. Angela Merkel hat lieber alles unter Kontrolle, das Antworten auf unverblümte Fragen der Bürger ist und bleibt eine Herausforderung für sie. Wie in einer Wahlsendung der ARD.
Natalie Dedreux, eine 18-jährige Frau mit Down-Syndrom fragte: “Meine Kollegen und ich fragen Sie, Frau Merkel, wie stehen Sie zum Thema Spätabbruch, wieso darf man Babys mit Down-Syndrom bis kurz vor der Geburt noch abtreiben?”
Die Kanzlerin antwortete: “Wir haben das dann irgendwann wenigstens hingekriegt, dass bei den Spätabtreibungen eine Beratung notwendig ist, dass drei Tage die Eltern noch einmal überlegen sollen, ob diese Abtreibung wirklich gemacht wird. Das war unglaublich schwer, dafür Mehrheiten zu bekommen, das muss ich leider sagen, weil man sehr gesagt hat, das ist die freie Entscheidung der Eltern und insbesondere der Mutter. Aber wenn man sieht, was für ein toller Mensch Sie sind, dann kann ich nur sagen, ist es glaube ich, richtig gewesen, dass wir darüber auch noch mal nachgedacht haben…”
In den Umfragen liegt Merkels CDU zwölf Tage vor der Wahl weiterhin klar vor der SPD. Deren Spitzenkandidat Martin Schulz erteilt einer Fortsetzung der Großen Koalition eine Absage – es sei denn, der Kanzler sei künftig ein Sozialdemokrat, er nämlich, so Schulz. Dahinter zeigt sich ein spannendes Rennen von vier Parteien: Die Alternative für Deutschland könnte den Vorhersagen zufolge drittstärkste Kraft werden, auch die Linke, die Grünen und die FDP würden demzufolge die Fünf-Prozent-Hürde überspringen.