Im Büro des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera in Jerusalem könnten bald die Lichter ausgehen. Teile der israelischen Regierung fordern die Abschaltung des Senders. Kabelnetzbetreiber sollen Al Jazeera nicht mehr ausstrahlen, Journalisten sollen ihre Akkreditierung verlieren. Israel stellt sich damit auf die Seite mehrerer arabischer Staaten. Diese werfen Katar, dem Heimatland des Senders, vor, Terrorismus zu unterstützen.
“In letzter Zeit haben fast alle Länder in der Region festgestellt, dass Al Jazeera Terrorismus und religiöse Radikalisierung unterstützt”, so Kommunikationsminister Ayoub Kara. “Die Kritiker reichen von den Golfstaaten über Saudi Arabien, Jordanien bis nach Ägypten. Wir wünschen uns einen Gipfel mit diesen Ländern, um regionale, politische, wirtschaftliche und verteidigungspolitische Bündnisse zu schließen.”
Hier wird deutlich, dass es um weit mehr geht als nur um die Zukunft eines Nachrichtensenders. Dass man den Sender einfach abschalten kann, ist aber nicht gesagt. Israel rühmt sich für seine Pressefreiheit. Al Jazeera hat angekündigt, rechtlich gegen die Pläne vorzugehen.
Kommunikationsminister Kara hat sich zur Umsetzung seiner Pläne an das Innenministerium gewandt. Die Bitte, die Büros von Al Jazeera in Israel zu schließen, wurde dort aber abgelehnt. Das Ministerium sei nicht die richtige Adresse, so ein Sprecher des Innenministers, “versuchen Sie es doch mal bei der Polizei.”
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte Al Jazeera bereits vor einigen Tagen auf Facebook vorgeworfen, mit seiner Berichterstattung über die Spannungen auf dem Tempelberg in Jerusalem Gewalt zu schüren.
Al Jazeera sendet neben Arabisch auch ein englischssprachiges Programm. Der Sender gilt allgemein als eine der wenigen unabhängigen Nachrichtenquellen im Nahen Osten. Kritiker sehen jedoch unter anderem eine mangelnde Neutralität, vor allem bei dem arabissprachigen Kanal.