Für den Cricket-Laien ist es nur schwer zu verstehen, was da auf dem Maifeld in Berlin direkt vor dem Olympiastadion passiert. Dabei ist Cricket die zweitbeliebteste Sportart weltweit – gleich hinter Fußball. In Deutschland hat Cricket in den letzten Jahren einen großen Zulauf erfahren. Es sind vor allem Menschen aus Pakistan, Afghanistan und Indien, die als Studenten oder Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind.
Das sei ein Glücksfall, sagt Brian Mantle, Geschäftsführer des Deutscher Cricket Bunds. “Wir haben immer Leute gesucht, die Cricket spielen wollen. Wir wollten immer wachsen. Es ist egal: Religion, Land, Sprache… Es ist eine gute Mischung von Leuten aus verschiedenen Kulturen und Ländern.”
Vor sechs Jahren verzeichnete der Deutsche Cricket Bund noch 70 Mannschaften und 1200 aktive Spieler. Heute sind es 320 Mannschaften und und 6000 Spieler. Bei der Registrierung neuer Mannschaften kommt der Verband kaum hinterher. Einer der Spieler ist der 19-Jährige Khial Muhammad Sahak aus Afghanistan. Dort ist Cricket die Volkssportart Nummer Eins. Jetzt spielt er in der Deutschen Jugend-Nationalmannschaft. Er erzählt: “Cricket hat mir geholfen, andere Leute kennen zu lernen, mit ihnen zu arbeiten, zu erfahren, wie man in Deutschland leben kann. Cricket ist ein Spiel, bei dem man Respekt haben muss. Ohne Respekt kein Cricket.”
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Etwa 80 Prozent der Spieler haben einen Flüchtlingshintergrund. Der Deutsche Cricket Bund stellt aber auch ein zunehmendes Interesse unter den deutschen Sportlern fest: “Cricket ist die zweitgrößte Sportart der Welt, aber die Deutschen wissen das nicht. Und das ist etwas, das wir ändern möchten”, erklärt Brian Mantle. Sein Traum ist es, dass sich Deutschland irgendwann für die Weltmeisterschaft qualifiziert. “Bis dahin ist es ein langer, langer Weg, aber das ist machbar.“
Es sei beeindruckend zu sehen, wie hier am Olympiastadion Menschen mit den unterschiedlichsten Nationalitäten gemeinsam Cricket spielen, die außerhalb des Feld in politische und religiöse Konflikte verstrickt sind”, berichtet Euronews-Reporterin Jessika Zyfuß. “Aber wenn es um den Sport geht, sind sich alle einig.”