Mehr als sechs Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima stehen frühere Topmanager des Betreibers Tepco vor Gericht. Die Gefahr eines gewaltigen Tsunami sei missachtet worden. Damit trügen die drei ehemaligen Vorstandsmitglieder Mitschuld an dem Unglück, so der Vorwurf der Anklage in Tokio. Bereits 2012 kam eine unabhängige Kommission zu dem Ergebnis, dass das Unglück vorhersehbar und damit vermeidbar war – ein “Desaster von Menschenhand.”
Ruiko Muto, eine Mitklägerin im Prozess gegen die Tepco-Manager, erklärte am Freitag: “Es hätten mehr Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen, um die Reaktoren vor einem Tsunami zu schützen. Das hätte für alle Mitarbeiter des Betreibers Tepco selbstverständlich sein müssen. Es muss geklärt werden, warum das alles vernachlässigt wurde.”
Interne Warnungen vor einem Tsunami seien von der Führung Tepcos ignoriert worden. Schon die Errichtung hoher Mauern hätte zum der Schutz der Reaktoren ausreichen können. Die drei Männer plädieren auf unschuldig.
Am 11. März 2011 löste ein starkes Seebeben vor Japans Pazifikküste eine gewaltige Flutwelle aus. Dadurch kam es im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu einer dreifachen Kernschmelze.
Rund 160.000 Menschen wurden evakuiert oder flohen vor der radioaktiven Strahlengefahr. Noch immer können Zehntausende Menschen nicht in ihre Häuser zurück.
Ex-bosses stand trial over 2011 Fukushima crisis https://t.co/9vjZNdwPvV pic.twitter.com/Qv66wb6NMg— FRANCE 24 English (@France24_en) 30. Juni 2017
Die drei angeklagten Ex-Manager müssen sich seit heute in Tokio vor Gericht verantworten. Es ist das erste strafrechtliche Verfahren in Japan zur Aufarbetung des Atomunfalls. Mit einem Urteil wird nicht vor nächstem Jahr gerechnet.