Die Euronews-Korrespondenten haben den Wahlkampf und den Tag der Abstimmung hautnah miterlebt. Der Ăberraschungssieg Donald Trumps wirft bei ihnen viele Fragen auf.
Stefan Grobe
âHier stehen wir nun nach neunzehn Monaten Wahlkampf, ein Wahlkamof, der einer der schmutzigsten in der US-Geschichte war. Wir stehen hier an einer StraĂenecke in New York und so eben haben wir die Autokolonne mit dem designierten PrĂ€sidenten Donald Trump vorbeifahren sehen. Was denkst Du ĂŒber all das Mark?â
Mark Davis
âNun, es klingt fĂŒr mich noch immer sehr ungewohnt, wenn ich Dich sagen höre âPrĂ€sident Donald Trumpâ. Diese Wahl hat viele Fragen aufgeworfen. Zum Beispiel: Was bedeutet es fĂŒr die Umwelt, wenn wir einen PrĂ€sidenten haben, der sagt, der Klimawandel ist eine Ente? Was bedeutet es fĂŒr die Menschenrechte, wenn wir einen US-PrĂ€sidenten haben, der in der Vergangenheit das Waterboarding und Guantanamo verteidigt hat.â
Stefan Grobe
âUnd was ist mit der Mauer zwischen den USA und Mexiko? Das war eines der ersten Versprechen, das Donald Trump im Wahlkampf gemacht hat. Wird Trump diese Mauer bauen? Was ist mit der gesetzlichen Krankenversicherung, Obamacare? Verlieren rund 20 Millionen Amerikaner nun ihren Gesundheitsschutz? Es gibt jede Menge offene Fragen. Trump hat immer wieder gesagt, er werde Obamas Entscheidungen rĂŒckgĂ€ngig machen. Doch nun hat er wirklich ein Mandat, hat Dich das ĂŒberrascht? Ich meine, Trump hat einen riesigen Zuspruch erfahren.â
Mark Davis
âWas mich ĂŒberrascht ist, dass wir so viele gegensĂ€tzliches von Donald Trump gehört haben. Da ist der Mann, der ĂŒber seine Rivalin Hillary Clinton gesagt hat, âsperrt sie einâ. Und gleichzeitig lobt er sie in seiner Siegesrede und sagt, die Amerikaner schuldeten ihr Dankbarkeit. Ich frage mich, ob sich der PrĂ€sidenten Trump nicht deutlich von dem Kandidaten Trump unterscheiden wird.â
Stefan Grobe
âIch denke, wir sollten auch ĂŒber Hillary Clinton sprechen. Sie war sicherlich nicht die ideale Kandidatin. Viele Amerikaner sagten mir wĂ€hrend des Wahlkampfs, Clinton wĂ€re das kleinere Ăbel. Und nun stellt sich heraus, Trump war offensichtlich das kleinere Ăbel. Ich war ĂŒberrascht von Clintons schwachen Abschneiden im Norden, beispielsweise in Wisconsin, Pennsylvania und Michigan. In Michigan hatte sie schon gegen Bernie Sanders verloren. Und dann die nicht ausreichend starke Zustimmung der Latinos. Clinton konnte so den schwachen Zuspruch bei der weiĂen Arbeiterschaft ohne UniversitĂ€tsabschluss nicht ausgleichen.
Ich habe viele Frauen weinen gesehen. Das war wahrscheinlich das letzte Mal, zumindest in der nĂ€heren Zukunft, dass eine Frau hĂ€tte PrĂ€sidentin werden können. Ich habe auch Frauen weinen gesehen, als Hillary im Sommer in Philadelphia nominiert wurde. Das Glasdach des Javits Center hĂ€lt also, keine weiteren Risse. Und Amerika wartet weiter auf seine erste PrĂ€sidentin.â