Vor dem Beginn der Räumung des Flüchtlingscamps in Calais sind rund 80 Kinder und Jugendliche aus dem “Dschungel” per Bus in London eingetroffen. Sie gelten laut Medienberichten als erste unbegleitete Minderjährige ohne Verwandte in Großbritannien, die einreisen durften. Bislang konnten minderjährige Flüchtlinge in Calais nur im Rahmen von Familienzusammenführungen auf einen Transfer nach Großbritannien hoffen. Das ging Bürgervereinigungen wie “Citizens UK” nicht weit genug. Deren Sprecher George Gabriel sagte:
“Man fühlt sich als Beifahrer eines Autos, das ganz langsam auf eine Klippe zusteuert. Wir wussten, dass die Räumung bevorstand. Wir wussten, dass beim letzten Mal 126 Kinder verschwunden sind, und dass es diesmal noch schlimmer werden wird.”
Sunday, Day 7 in front of Lunar House in Croydon. The welcome by the generous British public continues. #ChildrenOfCalais #DubsNow pic.twitter.com/olkeF9prZO— Citizens UK (@CitizensUK) 23 October 2016
Die britische Regierung reagierte mit der Aufnahme von Kindern und Jugendlichen aus Calais ohne Anhang nicht nur auf Bürgerproteste, sondern auch auf entsprechende Hilfsangebote von Bezirkspolitikern wie Stephen Cowan vom “Hammersmith and Fulham Council” in London:
“Diese Kinder werden zunächst von Sozialarbeitern betreut, dann kommen sie in Pflegefamilien. Vieles davon geschieht in letzter Minute. Die Kehrtwende der Regierung ist positiv, aber sie kommt zu spät. Wir müssen aufpassen, dass kein Kind alleine in Calais zurückbleibt.”
Frankreich pocht auf eine Familienzusammenführung von Kindern und Jugendlichen aus dem Dschungel, wenn deren Angehörige bereits in Großbritannien leben. Für ihre Aufnahmeverfahren gibt es besondere Regeln, ebenso für Familien und Schwangere oder Kranke.
Die Präfektin des Départements Pas-de-Calais, Fabienne Buccio, erklärte, allein in der vergangenen Woche seien fast 200 Minderjährige im Rahmen der Kooperation mit London nach Großbritannien gelangt. Das werde auch weitergehen.