Der fernöstliche Teil Sibiriens ist ein riesiges Gebiet, aber so entlegen, dass selbst seine Bezeichnung fraglich ist: Sagt man Sibirien, Mandschurei oder Heilongjiang, auf Russisch oder Chinesisch? Die Grenze zwischen Russland und China markiert der Amur – von den Chinesen Heilongjiang, Schwarzer Drachenfluss, genannt. Das Gebiet wechselte in der Geschichte mehrmals die Zugehörigkeit: Im 16. Jahrhundert befand es sich unter chinesischer Herrschaft, im 19. Jahrhundert verlor das Reich der Mitte Ostsibirien an Russland. Heute wird das Gebiet erneut zum Spielball der geopolitischen Interessen von Putins Russland und Xi Jinpings China. Denn die Begehrlichkeiten Pekings enden nicht an der Amur-Grenze, und der Flächenbedarf der rund 150 Millionen Chinesen in der Region ist groß: China hat zehnmal so viele Einwohner wie Russland, besitzt aber nur sieben Prozent der anbaufähigen Flächen weltweit – Russland hingegen ganze elf Prozent.