Russland - Eine Winterreise (2/2) Sibiriens goldene Träume (Doku)

carloschristy9772 2016-01-26

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Eine Reise vom Ural bis an die chinesische Grenze, auf meterdick zugefrorenen Flüssen. Die Menschen dort trotzen Eis, Schnee und bitterer Kälte und suchen - oft genug selbst bitterarm - nach den Reichtümern der sibirischen Einsamkeit.

Alexander von Humboldt bereiste im Jahre 1829 den Ural, an der Grenze zwischen Europa und Asien. Nachdem er Lateinamerika besucht hatte, konnte Humboldt sich endlich auch den Traum einer Asienreise erfüllen. Der Zar hatte ihn eingeladen, die Bodenschätze in Sibirien zu erforschen. Joachim Bartz, Moskau-Korrespondent des ZDF, und Kameramann Heinz Kerber folgen Humboldts Spuren durch Sibirien, wo der Winter mehr ist als nur eine Jahreszeit - wie vor 200 Jahren ist der Winter hier eine Lebenseinstellung. Mehrere Tage verbrachte Humboldt im Dorf Berjosowskij in der Nähe von Jekaterinburg, Wiege des russischen Bergbaus. Seit 1756 wird hier Golderz abgebaut. Zu Humboldts Zeiten brachen die Leibeigenen die Brocken mit der Brechstange aus den Stollen.

Heute wird gesprengt, jede Stunde einmal. Gellende Rufe der Kumpel kündigen die bevorstehende Explosion an. Es kracht gewaltig, und eine enorme Druckwelle rauscht durch die Stollen. Eine Tonne Erz bringt nur zwei Gramm Gold, zwei bis drei Monate dauert die Gewinnung - ein enormer Aufwand, bis das Gold in den Safes der Banken von Jekaterinburg verschwunden ist.

Die Kumpel, die jeden Tag ihr Leben riskieren, sehen es nie. Durchhalten und sich in Geduld üben ist die Devise der Männer hier, wie so oft in Russland. Sie hoffen, dass sich alles irgendwie verbessert, hoffen auf ein Wunder.

Für den jungen Oleg ist das zu wenig. Oleg hat eine kleine Pizzabäckerei im Dorf Patruschi aufgemacht, er ist jung, hat Erfolg, verdient Geld. Am Wochenende trifft er sich mit seinen Freunden im Klub des Ortes, im ehemaligen Haus der Kultur, das noch aus Sowjetzeiten stammt. Samstags dröhnt hier im Keller die Disco. Einige Etagen weiter oben im Beton-Klotz, dort, wo man den Lärm des Clubs kaum noch hört, proben die älteren Damen in russischen Trachten Chormusik. Das ganze Dorf ist ein lebensfroher Tupfer, so als wolle es der Welt zeigen: Seht her, das Leben ist schön!

Im westlichen Sibirien ist Russland ursprünglicher, ruhiger als diesseits des Ural, im europäischen Teil. Westliche Eroberer sind nie bis hierher vorgedrungen, keine Kriege haben die Gegend je verwüstet. So konnte manches aus den alten Zeiten erhalten bleiben - zum Beispiel der schiefe Turm von Newjansk.

Ein reicher Industrieller hat ihn Anfang des 18. Jahrhunderts aus einer Laune heraus bauen lassen: er wollte auch einen schiefen Turm in seiner Stadt haben, wie die ganze Welt ihn in Pisa bestaunte und ließ ihn um knapp zwei Meter zur Seite geneigt bauen.

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