Erstmals seit über zwei Jahren trafen sich Putin und Obama zum längeren persönlichen Gespräch. Das Streitthema: Syrien. Die Beziehungen seien "auf niedrigem Niveau", sagte Russlands Präsident danach.
Nach außen hin verlief der Auftakt des Treffens von Barack Obama und Wladimir Putin exakt so, wie es den Erwartungen geschuldet war: "Steinerne Mienen" bei beiden Präsidenten vermeldeten Augenzeugen zum Auftakt, und einen eher flüchtigen Händedruck beim kurzen Fototermin vor den Türen zu einem Konferenzraum im zweiten Stockwerk des UN-Hauptquartiers.
Kein Wunder, hatten Obama und Putin doch wenige Stunden zuvor mit ihren Reden in der mächtigen Versammlungshalle ihre tiefgreifend unterschiedlichen Positionen zu Syrien, dem bestimmenden Thema dieser 70. UN-Generalversammlung, dargelegt.
Obama bezeichnete den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad als "Tyrann", der mit Fassbomben die Zivilbevölkerung massakriere, und machte deutlich, dass die USA weiter auf seinem Rücktritt bestehen werden – auch wenn eine Übergangsregierung für ihn in Frage komme. Putin erklärte dagegen, Assads Armee und die Kurden seien die einzigen Truppen, die die Terrororganisation Islamischer Staat ernsthaft bekämpfen. Es sei ein Fehler, mit der syrischen Regierung nicht zusammenzuarbeiten, sagte er.
"Unsere Beziehungen sind auf niedrigem Niveau"
Mittags hatte es bereits eine kurze Begegnung gegeben bei einem Lunch auf Einladung von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. Da hatten die beiden ihre Reden schon gehalten, saßen links und rechts von Ban Ki-moon und schauten alles andere als fröhlich.
"Trotz aller Rückschläge und Probleme sollten wir niemals unser Streben nach Fortschritt und Streben nach Frieden aufgeben", sagte Obama bei dieser Gelegenheit und prostete Putin eisig zu: "Cheers!" Die Gläser klirrten, und das hätten auch gut Säbel sein können.
Das Treffen am Abend dauerte länger als geplant – anderthalb Stunden. Einen gemeinsamen Presseauftritt gab es im Anschluss nicht.
"Unsere Beziehungen sind auf einem niedrigen Niveau", sagte Putin vor Journalisten. Allerdings bezeichnete er das Treffen als "nützlich und sehr aufrichtig". "Wir haben viele gemeinsame Punkte in allen Fragen", sagte Putin. "Es gibt aber auch Unterschiede, an denen wir arbeiten werden."
Er habe mit Obama über die "Zusammenarbeit der USA und Russland" in der Syrien-Krise gesprochen und über eine mögliche "Koordination". Die Luftangriffe gegen den IS seien etwa ein Thema gewesen.
Putin erklärte, die jetzigen Luftangriffe auf dem syrischen Gebiet, die die Anti-Terror-Koalition unter der Anführung der USA durchführt, seien eigentlich gesetzwidrig, da sie weder die Zustimmung des US-Sicherheitsrates, noch der syrischen Regierung hätten. Gefragt danach, ob Russland selbst Luftangriffe erwägt, sagte Putin: "Wir denken darüber nach. Wir schließen nichts aus." Von einer Bodenoperation mit Beteiligung von russischen Truppen sei dagegen "nicht die Rede".