Die Saat der Hip-Hop-Kultur, die in den 80er Jahren in New York so eindrucksvoll aufgegangen war, wuchs in den 90ern in den Himmel. Der Erfolg des Gangsta-Raps schockierte und spaltete die amerikanische Gesellschaft. Während US-Soldaten zur Befreiung Kuweits in den zweiten Golfkrieg zogen, herrschten im eigenen Land Ausnahmezustände. Der Terror der Drogen-Gangs und die rassistische Polizeigewalt bestimmten den Alltag in den amerikanischen Innenstädten. Der Hip-Hop rückte die frustrierenden Lebensumstände weiter Teile der schwarzen Bevölkerung mit drastischen Worten in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit. Den Gegenpol zum Gangsta-Rap bildete die sozialkritische Perspektive des New Yorker Hip-Hop-Kollektivs The Native Tongues. In der Tradition des Conscious-Rap flowten unter anderem De La Soul und A Tribe Called Quest im Plauderton über alten Jazz- und Soulsamples und überzeugen damit alle Kritiker. In Frankreich entstand derweil die größte Hip-Hop-Szene Europas. Mc Solaar, IAM und NTM verkauften ihre Alben millionenfach und waren die Gesichter des französischen Hip-Hop-Booms. Rap wurde auch in Frankreich zum Sprachrohr des Protests, zumeist von afrikanischen Migranten, die in den Vorstädten ein Leben am Rande der Gesellschaft führten. In Deutschland stürmten deutschsprachige Hip-Hop-Künstler wie Die Fantastischen 4, Freundeskreis, Absolute Beginner und Fettes Brot die Musikcharts. Ihre Musikvideos rotierten erfolgreich beim deutschen Musik-TV-Sender VIVA und lösten Ende der 90er Jahre einen regelrechten Nachfrage-Hype in der Musikindustrie aus.