August 2014. Die US-Kleinstadt Ferguson wird von schweren Unruhen erschüttert. Kurz zuvor war ein schwarzer Jugendlicher von einem Polizisten mit sechs Kugeln erschossen worden. Seine Behauptung, in Notwehr gehandelt zu haben, steht im Widerspruch zu anderen Zeugenaussagen. Jetzt hat eine Geschworenen-Jury den Polizisten freigesprochen.
Die USA blicken auf eine lange Geschichte der Rassenunruhen zurück: Nach 85 Jahren Rassentrennung und zehn Jahren Kampf für Gleichberechtigung unter der Leitung von Martin Luther King führte der große “Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit” 1963 schließlich ein Jahr später zur Unterzeichnung der “Civil Rights Act” von Präsident Lyndon B. Johnson. Das Gesetz verbietet Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder nationaler Herkunft.
Aber Diskriminierungen bleiben an der Tagesordnung in den 1960er-Jahren. Die daraus resultierenden Rassenunruhen erreichen ihren Höhepunkt nach der Ermordung von Martin Luther King 1968: Dutzende Menschen werden getötet, Tausende verhaftet.
1992 entflammt der Fall von Rodney King das Land erneut: Ein Amateurvideo zeigt, wie Polizisten King nach einer wilden Verfolgungsjagd umstellen und mit Schlagstöcken fast bewusstlos prügeln. Der Freispruch der Polizisten im Jahr darauf hatte die schwersten Rassenunruhen der Geschichte von Los Angeles zur Folge.
20 Jahre später hat Amerika einen schwarzen Präsidenten gewählt. Aber weiterhin gibt es Fälle, in denen unbewaffnete Afroamerikaner straffrei erschossen werden. Für weltweite Schlagzeilen sorgte die Tötung des 17-jährigen Trayvon Martin durch das Mitglied einer Bürgerwehr in Florida.
Ein Jahr später wird der Nachbarschafts-Wachmann freigesprochen. Präsident Barack Obama nach der Urteilsverkündung: “Trayvon Martin hätte ich vor 35 Jahren sein können. Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass die afroamerikanische Gemeinschaft geprägt durch ihre Erfahrungen und ihre allgegenwärtige Geschichte auf dieses Thema schaut. Es gibt wenige afroamerikanische Männer in diesem Land, die nicht die Erfahrung gemacht haben, beim Einkaufen in einem Kaufhaus verfolgt worden zu sein. Das habe ich auch erlebt.”
Prominente Fälle von Polizeigewalt wie diese, kratzen am Mythos, dass die USA das Problem der Rassenungleichheit hinter sich gelassen hätten. Dass das nicht stimmt, zeigen die heftigen Proteste nach dem Polizisten-Freispruch in Ferguson.