9. November 1989 gegen 21 Uhr 20: Der Grenzübergang Bornholmer Straße geht auf. Es ist die erste Stelle, an der die Berliner Mauer geöffnet wurde. Nach der legendären Pressekonferenz von Günter Schabowski hatten sich Tausende DDR-Bürger am Grenzübergang versammelt, um nach West-Berlin zu gelangen.
Nicht richtig vom Politbüro über die neue Reiseregelung informiert, schaffte der SED-Funktionär ungewollt Fakten. Unsicher und zögernd sagte er gegen Ende seines Auftritts: “Heute haben wir uns dazu entschlossen, eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen.”
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Menschen stürmten zur Mauer. Überwältigt von den Massen ließen die Grenzpolizisten sie schließlich passieren.
Der ehemalige DDR-Oppositionelle Ralf Hirsch erinnert sich an die Ereignisse, die zuerst keiner glauben wollte: “Na, es gab viele Ängste. Es gab die erste Sorge, dass natürlich ein Grenzsoldat schießt. Also, wir wussten ja, es gab den Schießbefehl, es gibt Tote an der Mauer und hätte da einer überreagiert und einer vielleicht aus Angst und Hilflosigkeit die Schusswaffe benutzt, dann wäre es natürlich ganz anders ausgegangen. Dass diese friedliche Revolution, diese Maueröffnung so ausgegangen ist, davon ist keiner ausgegangen.”
Unglaubliche Szenen spielten sich ab. Die Menschen strömten zur Mauer – denn konnte man den Nachrichten wirklich glauben? Und es gab auch Menschen, die es nicht fassen konnten: “Also, ich war zu Hause am Bauen und habe gar nichts mitbekommen, habe mich an den Fernseher gesetzt und habe dann gesehen, wie die Grenze aufging, und habe aber gedacht, das ist ein Spielfilm, also an etwas anderes habe ich nicht gedacht. Immer wieder denke ich, wie haben sie den denn gedreht und so weiter. Und dann habe ich gedacht, umgeschaltet, das ist ja ein spannender Film. Und immer das Gleiche, das kann auch nicht sein. Am nächsten Tag habe ich erst richtig geschnallt, was los war. Also, das war eine tolle Sache”, so Zeitzeuge Rainer Mellink.
Einen Tag nach den historischen Ereignissen sind die Straßen voll von Menschen. Überglücklich nutzen sie die neue Reisefreiheit und überschreiten – vorbei an lächelnden Grenzern – ohne Probleme die innerdeutsche Grenze.
“Wir haben damals einen Trabi gehabt. Wir sind mit dem Trabant weggefahren, haben die Kinder mitgenommen und haben uns das erst mal alles angeschaut. Es war, also…, da kommen einem heute noch die Tränen, wenn man daran denkt”, so Isolde Nedbal.
Der Gang der Geschichte ist nicht mehr aufzuhalten. Der Fall der Mauer macht den Weg zur Wiedervereinigung frei: Knapp ein Jahr später gibt es die Deutsche Demokratische Republik nicht mehr.