Er ist einer der angesagtesten Architekten unserer Zeit: Frank Gehry. Bekannt wurde er durch seinen außergewöhnlichen Baustil. Mit dem Guggenheimmuseum in Bilbao und der Walt Disney Hall in Los Angeles machte er sich weltweit einen Namen.
Euronews sprach mit ihm im spanischen Oviedo, wo er kürzlich den Prinz von Asturien Preis in der Kategorie Kunst entgegennahm. Für den 85-Jährigen übrigens kein Grund, sich zurückzulehnen. Er plant stattdessen weiter spektakuläre Bauten.
euronews
“Sie haben so eben ein beeindruckendes neues Museum in Paris eingeweiht. Gleichzeitig gibt es eine Werkschau im Centre Pompidou. Und hier in Oviedo werden Sie mit dem Prinz-von-Asturien Preis geehrt. Wie fühlt sich das an, wenn man soviel Anerkennung erfährt?”
Frank Gehry
“Sehr verdächtig. (lacht) Ich arbeite stets mit einer gesunden Unsicherheit. Also, glaube ich das alles nicht wirklich. Es ist schön und fühlt sich gut an. Es tangiert mich irgendwie nur peripher. Ich kann das nicht erklären, ich weiß nicht …”
euronews
“Der französische Präsident François Hollande nennt das Museum Stiftung Louis Vuitton eine ‘Kathedrale des Lichts’. Andere meinen einen Fisch zu erkennen, eine Wolke, ein Segelboot. Was ist es Mr. Gehry?”
Frank Gehry
“Alles. Man kann alle möglichen Metaphern erkennen. Aber ich bin ein Segler, ich segle. Wenn man mit Glas arbeitet, kann man keine Bilder an den Glaswänden aufhängen. Das tatsächliche Gebäude ist also innen drin, es ist ein doppeltes Gebäude. Ja, so wurden es irgendwie Segel in einem Park.”
euronews
“Woher kommt die Inspiration für so ein ungewöhnliches Gebäude?”
Frank Gehry
“Die wichtigste Inspiration ist Paris. Und dann das Erhabene, Heilige dieses Ortes. Der Jardin d’Acclimatation wurde im neunzehnten Jahrhundert angelegt. Es ist ein Park für Kinder, Marcel Proust und viele andere spielten dort, das ist wichtig. Ich habe einen Kunden Bernard Arnault. Er ist eine Art Künstler. Ich weiß, er ist eigentlich Ingenieur, aber durch seine ganze Arbeit mit der Modeindustrie weiß er, wie man mit Künstlern umgehen muss, mit kreativen Menschen.”
euronews:
“Wir sprechen von Bernard Arnault, Chef des Unternehmens Moët Hennessy – Louis Vuitton. Er beauftragte Sie nach seinem Besuch im Guggenheim Museum in Bilbao. Wie wichtig war dieses Gebäude für ihre Karriere?”
Frank Gehry
“Bilbao? Oh mein Gott, ich kann das nicht in Prozenten sagen, aber es war sehr wichtig. Auch für die Stadt, es hat die Stadt verändert. Wirtschaftlich war es eine Win-Win Situation für alle Beteiligten. Und es war preiswert. Es hat 1997 80 Millionen Euro gekostet. Das Geld ist in den vergangenen 17 Jahren wieder reingekommen. Die Stadt sieht nun ganz anders aus als damals, als ich sie das erste Mal sah. Die Stadt wirkt wohlhabend. Ich bin darüber sehr glücklich, irgendwie ist es ein Wunder.”
euronews
“Viele Städte hätten jetzt gern ihr eigenes Guggenheim. Könnten Sie als Architekt…”
Frank Gehry
“Aber sie beauftragen mich nicht. Sie beauftragen andere Architekten. Das ist interessant, oder? Die wollen nicht so einen wie mich. Ein anderer soll ihnen das machen, eine andere Person. Und die können das manchmal nicht.”
euronews
“Sie könnten als Architekt also einer anderen Stadt auch so einen Erfolg garantieren? Ist das möglich?”
Frank Gehry
“Versprechen kann ich das nicht. Aber es hat häufig geklappt. Beispielsweise mit der Disney Hall. Es hat in Chicago im Park funktioniert. Vielleicht hab ich einfach Glück.”
euronews
“Sie sagten vor acht Jahren in einer Dokumentation: ‘Ich möchte mich immer unter der Bettdecke verkriechen, wenn meine Gebäude eröffnet werden. Ich habe Angst vor dem, was die Leute denken.’ Ist das immer noch so?”
Frank Gehry
“Ja. (lacht) Wenn ich mich mit anderen Leuten vergleiche, dann sind die sehr selbstbewusst, wenn sie an einem Gebäude oder etwas anderem arbeiten. Mir fällt das schwer. Vielleicht ist es falsche Bescheidenheit, keine Ahnung. So bin ich eben, ich kann es nicht ändern. Ich arbeite immer an neuen Gebäuden, und ich nenne es gesunde Unsicherheit, das ich nicht weiß, ob dass was ich gerade mache, gut wird.”
euronews
“Manche beschreiben ihr Talent als ‘brillanten Wahnsinn”...
Frank Gehry
“Brillanten, was?”
euronews:
“Wahnsinn …”
Frank Gehry
“Wahnsinn!!! Es ist eigentlich gar nicht so wahnsinnig. Zunächst einmal, ich bin ein menschliches Wesen, ich habe menschliche DNA, und ich kann den Begrenzungen des menschlichen Seins nicht entfliehen. Große Künstler werden oft als verrückt bezeichnet. Ich glaube, ich sollte mich also geschmeichelt fühlen.”
euronews:
“Sie arbeiten derzeit an vielen Projekten: ein neues Guggenheim, dieses Mal in Abu Dhabi, der Facebook Campus in Kalifornien und das Eisenhower Memorial in Washington. Haben Sie jemals daran gedacht, kürzer zu treten oder sich zur Ruhe zu setzen?”
Frank Gehry
“Jetzt gerade denke ich daran. Ich würde gern gehen und mich hinlegen (lacht). Ich weiß nicht wie ich aufhören soll, ich genieße die Arbeit. Ich genieße es, Menschen zu