"Man kann fliegen, ohne Angst vor Ebola zu haben"

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Jeden Tag gibt es neue Fälle von Ebola, die größte Epidemie aller Zeiten nahm ihren Anfang im vergangenen März. In Sierra Leone, Guinea und Liberia kamen Tausende Menschen ums Leben. Um mehr über Ebola zu erfahren, hat Euronews das Institut Pasteur in Paris besucht. Dort trafen wir Jean-Claude Manuguerra. Er gehört zu den ersten Wissenschaftlern, die vor dem derzeitigen Ausbruch gewarnt hatten. Manuguerra und sein Team arbeiten an der Entwicklung eines neuen Testes, mit dem Ebola im Körper schneller nachgewiesen werden kann.

Jean-Claude Manuguerra: “Ebola ist eine Krankheit, die durch ein Virus ausgelöst wird. Es ist eine Krankheit, die mit hohem Fieber beginnt, ein bisschen so wie eine Grippe, dann bekommt man Hals- und Gliederschmerzen. Dann tauchen noch weitere Symptome auf: Man erbricht sich und bekommt Durchfall. Innere Blutungen können alles verkomplizieren, aber sie müssen nicht auftreten. Die Krankheit wird durch einen Körperkontakt übertragen. Also nicht wie bei der Grippe, den Masern oder den Pocken, die auch über die Luft übertragen werden konnten. Bei Ebola muss es wirklich zum Kontakt mit einer bereits erkrankten Person kommen, man muss in Kontakt mit den Körperflüssigkeiten kommen. Es wird viel über Schweiß gesprochen, eine solche Übertragung ist nicht ausgeschlossen, aber wenn es kein Blut in diesem Schweiß gibt, dann taucht das Virus nur sehr schwach auf. Man steckt sich nicht an, nur weil man jemandem die Hand schüttelt.”

euronews: Wie ist die derzeitige Lage in Europa?

Jean-Claude Manuguerra: “In Europa ist die Lage sehr gut. Das Virus greift normalerweise geschwächte Organismen an und bricht in Ländern aus, die kein funktionierendes Gesundheitssystem haben. Es ist möglich, dass es Fälle gibt, die hier auftauchen aber es ist quasi unmöglich, dass eine Epidemie ausbrechen kann, denn im Gegensatz zur Grippe, besteht keine Ansteckungsgefahr, solange die Krankheit nicht ausgebrochen ist. Eine Quarantäne und die Beobachtung der Personen, die in Kontakt mit dem Kranken waren, unterbricht bereits die Kette einer Epidemie. Das ist relativ einfach, wenn es wenige Fälle gibt und das ist im Moment der Fall. In Europa gibt es so gut wie keine Infizierten. Das ist natürlich viel schwieriger, wenn es viele Fälle gibt.”

euronews: Es gibt Menschen, die aufgrund von Ebola Angst haben, zu fliegen. Ist das gerechtfertigt?

Jean-Claude Manuguerra: “Meines Wissens nach, gab es keinen einzigen Fall der Ansteckung während eines Fluges. Im Flugzeug herrscht eigentlich ein feindliches Klima für das Virus. Man kann fliegen, ohne Angst vor Ebola zu haben.”

euronews: Es gilt als bewiesen, dass Flughunde Virus-Übertrager sind. Aber wie sieht es mit Haustieren aus, Hunde zum Beispiel, können die Ebola übertragen?

Jean-Claude Manuguerra: “Darüber gibt es sehr wenige Studien. Wir können diese Möglichkeit daher nicht ausschließen. Doch, es gibt eine Studie aus dem Jahr 2005, die zeigt, dass bei einem Epidemie-Ausbruch in Gabun Hunde Antikörper in sich trugen. Als sie sich mit dem Virus ansteckten, brach die Krankheit nicht bei ihnen aus. Wahrscheinlich sind sie auch keine Übertrager.

euronews: Sprechen wir über das Thema Impfung. Auf welchem Stand ist die Forschung da?

Jean-Claude Manuguerra: “Ich glaube, dass die ersten klinischen Versuche Anfang 2015 beginnen werden. Bis dahin kann die Wirksamkeit bei Affen nachgewiesen werden. Affen sind sensibler als der Mensch, das heißt, wenn der Impfstoff bei Affen wirkt, dann können wir davon ausgehen, dass dieser auch beim Menschen seine Wirkung haben wird. Aber die Versuche beim Menschen beginnen nicht vor 2015.”

euronews: Was für eine Rolle spielt die Pharmaindustrie? Es wird gesagt, dass nicht genug Geld für die Ebola-Forschung ausgegeben wurde.

Jean-Claude Manuguerra: “Ich denke, dass die Pharmaindustrie Prioritäten setzt. Was das Gesundheitswesen betrifft, hatte Ebola bis jetzt keine Priorität. Seit 1976 gab es 21 Ausbrüche bei denen weniger als 2.000 Menschen starben im Vergleich dazu stehen 1,6 Millionen Tote infolge von Aids allein im Jahr 2012 – im gleichen Jahr starben 1,3 Millionen Menschen an Tuberkulose. Ebola hat bis heute weniger Todesopfer gefordert als die saisonale Grippe. Da es wenige Patienten gibt, ist es schwierig Studien durchzuführen und es arbeiten wenige Labore dran.”

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