Wald besteht nicht nur aus Holz: Pilze, Beeren, Nüsse und andere Gaben der Natur spielen eine wichtige Rolle in der Bio-Wirtschaft von Waldflächen. Was kann die Wissenschaft dazu beitragen?
Es ist genau die richtige Saison für Pilze und Beeren hier im finnischen Karelia.
Ein paar Wissenschaftler nehmen im Rahmen eines europäischen Projekts Messungen vor: Sie haben ein System entwickelt, mithilfe dessen sie voraussagen können, wann sich die Ernte am meisten lohnt. Die Hälfte der finnischen Bevölkerung profitiert davon.
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Kauko Solo, Leiter der Forschungsgruppe zum Nutzen von Wäldern, wilden Beeren und Pilzen an der Forstlichen Versuchsanstalt Metla, erklärt : “Unser Informationssystem ist wirklich sinnvoll, denn die Leute wollen wissen, wann die beste Zeit ist, in den Wald zu gehen, um dort Pilze und Beeren zu sammeln. Anschließend verwerten sie die Ernte selbst oder sie verkaufen sie an Unternehmen weiter, da dies in Finnland steuerfrei ist .”
Geld wächst zwar nicht auf Bäumen, doch der Marktwert von wilden Beeren, Pilzen, Nüssen und Pflanzen überschreitet allein in Europa 2,5 Milliarden Euro.
Diesen Ertrag zu erheben, ist die Aufgabe der Wissenschaft.
Auch Jari Miina, Leiter der Forschungsgruppe Forstwirtschaft an der Forstlichen Versuchsanstalt Metla, beschäftigt sich mit der Waldernte: “Wir untersuchen die Beziehung zwischen bestimmten Eigenschaften der Wälder und ihrer Ernte. Darauf basierend können wir Empfehlungen aussprechen, wie Wälder bewirtschaftet werden sollten, um noch mehr Pilze und Beeren zu produzieren.”
Doch wie geht es weiter mit der Bio-Wirtschaftskette?
Schon seit 50 Jahren kauft dieses Familienunternehmen in Joensuu frisch geerntete Pilze und Beeren von Einheimischen. Ein Kilo schmackhafter Steinpilze kostet etwa vier Euro, je nach Jahreszeit.
Matti Kontturi ist ein begeisterter Pilzesammler: “Für mich ist das ein Nebenverdienst. In einer guten Saison kann ich bis zu 5000 Euro mit Pilzen verdienen, wenn ich Zeit dafür habe. Es ist zusätzliches Geld, warum also nicht?”
Das Familienunternehmen arbeitet mit den Forschern zusammen. So sollen Innovationen gefunden werden, die das Geschäft abwechslungsreicher gestalten und es somit beständiger gegen schlechtes Wetter machen können.
Marja Päivänurmi, Besitzer des Unternehmens “Joensuun Tuote ja Vihannes Ky”, erklärt:
“Die Pilz- und Beerenernte hängt vom Regen und von der Temperatur ab. Deshalb ist es besser, vorbereitet zu sein, doch keiner weiß genau wie das Wetter wird. Man geht einfach raus und hofft das Beste.”
Die Forscher arbeiten daran, die gesamte Kette zu verbessern, vom Wald bis hin zum Verbraucher. Quer durch Europa suchen sie nach Ideen, um Landbesitzern, privaten Sammlern, Unternehmen und Kunden zu helfen, mehr Einnahmen und besseren Nutzen aus den Gaben der Wälder zu erzielen.
Robert Mavsar ist Umweltwirtschaftler und Leiter des StarTree Projekts.am European Forest Institute.
“Aus ganz Europa gibt es Beispiele von guten Praktiken. Also versuchen wir, diese zu erforschen und in die Regionen, mit denen wir arbeiten, einzuführen. Natürlich haben wir es hier mit einem sozialen und kulturellen Umfeld zu tun. Deshalb kann man nicht erwarten, dass etwas, was gut in Finnland funktioniert, auch in Südspanien oder Serbien greift. Wir versuchen nur, Möglichkeiten aufzuzeigen”, so Mavsar.
Ein guter Weg, Mehrwert zu schöpfen, ist Waldprodukte örtlich zu verarbeiten. Dieses Unternehmen mahlt Beeren zu Puder, das man ganz einfach unter Joghurt oder andere Lebensmitteln mischen kann.
Auch bessere Beschriftungsvorschriften können das Geschäft weiterbringen, wie Kari Koljonen, Geschäftsführer von Nordic Vitality, unterstreicht: “Das aktuelle Zertifizierungssystem verbietet es, Waldprodukte als “Bio” zu kennzeichnen. Das könnte verbessert werden.”
Seit Anbeginn der Zeit erfreut sich die Menschheit an den Gaben der Natur. Waldforschung bringt uns einen Schritt weiter, hin zu einer grüneren Wirtschaft und einer gesünderen Umwelt.