ARTE Doku - Armutszeugnis - Die Geschichte des Elends in der Welt

projekt-peacemaker 2013-08-13

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Armutszeugnis - Die Geschichte des Elends in der Welt

Arme Menschen hat es zwar schon immer gegeben, doch die Einstellung ihnen gegenüber hat sich verändert. Die Dokumentation "Armutszeugnis" von Ben Lewis führt den Zuschauer auf eine Reise durch die Geschichte der Armut, von der Jungsteinzeit bis heute. Wie in einem Traum erlebt man die wechselnden Gesichter der Armut in verschiedenen Epochen. Was lässt sich nach dem Aufwachen über die Armut von heute sagen? Zweifellos gibt es immer noch sehr arme Menschen, doch die moderne Armut hat vor allem mit Ungleichheit zu tun.

"Wenn wir wollen, dass die Armut der Vergangenheit angehört, dann müssen wir zunächst die Vergangenheit der Armut begreifen", so beginnt Ben Lewis' amüsanter und zugleich düsterer Streifzug durch die Geschichte der menschlichen Armut, von der Lebensmittelnot der frühen Jäger und Sammler bis hin zur gegenwärtigen Krise des Kapitalismus.

Ist Armut unvermeidbar? Ist sie der "Motor des Systems", der dafür sorgt, dass die Reichen reich bleiben? Ist die von allen Weltreligionen gepredigte Wohltätigkeit die einzig mögliche Linderung der Not? "Was wir aus der Armut im Mittelalter lernen können, ist vor allem Folgendes", sagt der Historiker Tim Hitchcock. "Zu jeder Zeit gab es Verwaltungen und Systeme, die sich auf dem Leid anderer Menschen gründeten. Das war schon immer so, und das ist auch heute noch so."

Doch manches spricht dafür, dass die Armut nicht von vornherein ein Bestandteil aller Zivilisationen war. Warum also trat sie dann letztlich doch immer wieder zutage? "Armut ist die Konsequenz von Plünderungen", erklärt Oscar Guardiola-Rivera, ein lateinamerikanischer Publizist, und nennt den Untergang der Inkas als Beispiel. Der Historiker Emmanuel Akyeampong vertritt die gleiche Ansicht: "Die Afrikaner in vorkolonialer Zeit waren in wirtschaftlicher Hinsicht geschickt. Als die portugiesischen Seefahrer auftauchten und diese Küstensiedlungen mit ihrem regen wirtschaftlichen Treiben sahen, dachten sie sich: "Wir müssen hier die Führung übernehmen." Auch China wurde erst in seiner jüngeren Geschichte als arm betrachtet. Ein Kernsatz des Konfuzianismus besagt: "In einem gut regierten Land ist Armut eine Schande, in einem schlecht regierten Reichtum." Dieser Gedanke bewahrte China während des größten Teils seiner Geschichte vor extremer Armut.

Sind also der internationale Handel, der auf traditionellem Tauschhandel beruhende Wirtschaften verdrängte, und die Industrialisierung der Welt die Wurzel des ganzen Übels? "Die Industrielle Revolution hat dazu geführt, dass extreme Armut auf der Welt viel seltener wurde", so Jeffrey Sachs. "Das ist der menschliche Fortschritt." Doch durch den Fortschritt wohnten auch mehr Menschen in Armenhäusern und das revolutionäre Proletariat wuchs an. "Die Elite macht nicht einfach Platz", erkennt der Entwicklungsökonom Frances Stewart. "Bessere Bedingungen für die Massen entstehen meiner Ansicht nach dadurch, dass sich das Volk selbst organisiert. Die Armen befreien die Armen aus der Armut."

Nach dem Aufwachen fragt man sich, ob dieser Traum von der Armut wirklich nur ein Traum war. Aber womöglich stehen die Dinge heute, im wachen Zustand, schlimmer als je zuvor.

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